Eine ganze Weile, bevor das Taxi vor seiner Haustür steht, hält sich Gerd Niersmann schon bereit: Die Frisur sitzt, das Hemd ist frisch gebügelt, reichlich Schnupp für seine „Mädels und Jungs“ liegt im Beutel parat. Der 74-Jährige freut sich riesig auf seinen Tag in der AWO Seniorentagespflege in Rheurdt. „Wenn Gerd gegen 9 Uhr bei uns eintrudelt, gibt’s erst einmal ein Tässchen Kaffee“, erzählt die Pflegefachkraft Kerstin Kutsch, die „ihren“ Gerd seit rund einem Jahr, seitdem er die Tagespflege besucht, ins Herz geschlossen hat.
Nach einer kurzen Besprechung – was steht heute an? Welche Angebote können wahrgenommen werden? Was hat die Küche Köstliches zu bieten? – fiebert „Waage“ Gerd seinem Horoskop entgegen. „Wir lesen vor, was der Tag so alles für die einzelnen Sternzeichen bringen mag“, so Kutsch. Im Anschluss klönen die maximal zwölf Tagesgäste über Gott und die Welt, erzählen Dönekes aus der „guten, alten Zeit“ oder spielen. „Ganz hoch im Kurs stehen Brettspiele wie „Mensch ärger dich nicht“, Bingo oder Rummikub“, weiß Kerstin.
Es gibt zudem wechselnde Freizeitangebote wie sanfte Gymnastik, Bälle-Dart, Kegeln, Spaziergänge oder Rätsel-Aktionen, „das hält Körper und Geist fit“. Gerd ist ehrgeizig bei der Sache: „In der Bewegungsrunde klappt’s schon immer besser, ich hatte einen Schlaganfall – aber die Fortschritte sind deutlich spürbar“, freut er sich.
„Unsere Küchenfee verzückt mit selbst gebackenem Kuchen“
Kulinarisches Highlight ist natürlich das Mittagessen: „Wir kredenzen deftige Hausmannskost – von Kohlrouladen über Bratkartoffeln mit Speck bis hin zu Bohnen-Eintopf – und unsere Küchenfee Carola verzückt regelmäßig mit selbst gebackenem Kuchen oder anderen Nachspeisen“, so Kerstin. Das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten schaffe ein Gefühl von Gemeinschaft und Sicherheit für die Gäste.
Wer mag, hält nach dem Mittagessen ein kleines Nickerchen, danach gibt‘s noch geselligen Austausch, es wird gespielt, gelacht, in Erinnerungen geschwelgt – bis die Abholzeit beginnt.
Kerstin und ihren Kolleginnen mitsamt Einrichtungsleiterin Monika Friemel merkt man die Begeisterung an ihrem Job sichtlich an – sie strahlen übers ganze Gesicht, wenn sie berichten, wie viel Dankbarkeit und Anerkennung sie Tag für Tag von den Gästen und deren Angehörigen bekommen: „Selbst ein kleines Lächeln entschädigt für alle Herausforderungen, die eine Arbeit als Pflegefachkraft mit sich bringt“, sind sie sich einig – und freuen sich schon auf den nächsten Tag mit Gerd und seinen „Kolleg*innen“.
Unser Bild (AWO) zeigt Kerstin Kutsch mit Gerd Niersmann.