“Mensch, dieses Mal ärgere ich mich nicht”, redet sich Herr K. gut zu, während er mit anblicken muss, wie das rote Figürchen von Herrn H. seinem blauen Männchen bedrohlich nahe rückt. Melanie Grandt schmunzelt: “Ach, es ist doch nur ein Spiel”, beschwichtigt sie den älteren Herrn. Grandt ist stellvertretende Pflegedienstleitung der AWO Seniorentagespflege-Einrichtungen in Rheurdt und Uedem. Ob beim Mensch-ärgere-dich-nicht, beim Rummy Cup, Bingo oder beim Sprichwort-Raten, die 45-Jährige wird des Spielens mit den Gästen nicht überdrüssig – “im Gegenteil, ich kann mich und unsere Gäste so stundenlang und mit großer Freude beschäftigen”, sagt sie.

Mit viel Feingefühl, Kreativität und unter der Berücksichtigung der individuellen Interessen stellt das Team der Seniorentagespflegen Woche für Woche einen Tagesplan zusammen, der abwechslungsreich und den Bedürfnissen der Senior*innen entsprechend gestaltet wird.

Ab 8 Uhr trudeln die ersten Gäste ein, um 8.30 Uhr steht ein gemeinsames Frühstück auf dem Programm. “Wer mag, bekommt anschließend aus der Tageszeitung vorgelesen”, ergänzt die Pflegedienstleiterin Selma Möllenbeck. Das Team sorgt dafür, dass jeden Tag auch eine kleine Bewegungseinheit, der Fitness der Gäste angemessen, ansteht. “Das ist zum Beispiel gelenkschonende Sitzgymnastik, außerdem bieten wir Ballon-Badminton sowie Spiele mit dem Schwungtuch an”, so Möllenbeck. Mehrmals in der Woche können sich die Senior*innen beim Gesprächskreis austauschen, sich den neuesten Klatsch und Tratsch erzählen oder bei Dönekes aus der Kindheit in Erinnerungen schwelgen.

„Moe un satt, wie schön is dat!“

Um 12 Uhr gibt’s Mittagessen: “Selbstverständlich dürfen unsere Gäste mitentscheiden und Wünsche äußern”, so Grandt. Herr H. strahlt übers gesamte Gesicht, als er den letzten Happen der knusprigen Reibeplätzchen heruntergeschluckt hat: “Moe un satt, wie schön is dat”, freut er sich. Das Tagespflege-Team achtet darauf, dass die Mahlzeiten gesund und ausgewogen sind und nicht schwer im Magen liegen. Aber auch „ungesunde Wünsche“ der Gäste finden Berücksichtigung – wie eben Reibeplätzchen.

Nach der Mittagsruhe haben die Gäste noch die Möglichkeit, an einem einstündigen weiteren Angebot (etwa Stadt, Land, Fluss oder andere Spiele) teilzunehmen, bevor sie ab 15.45 Uhr verabschiedet werden und die Heimfahrt antreten. “Sobald der Zeiger gen 16 Uhr vorrückt, werde ich ein wenig traurig – sage mir dann aber: Ich bin ja bald schon wieder hier”, lässt Herr H. anklingen, dass er sich in “seiner” Einrichtung schon wie zu Hause fühlt.

Auch die pflegenden Angehörigen sind begeistert und finden lobende Worte: “Während Opa in der Tagespflege ist, können wir alle liegen gebliebenen Dinge erledigen, Termine wahrnehmen oder einfach ein wenig entspannen und uns Zeit für uns gönnen. Dazu hat Opa seinen Spaß und kommt auch mal aus dem Alltagstrott raus.”

Foto: AWO Tagespflege Uedem